Deine Haut verstehen

Deine Hände verbinden dich mit der Wand. Anders als Muskeln, die durch Training stärker werden, hat deine Haut jedoch Grenzen. Wer versteht, wie Haut aufgebaut ist und wie Klettern sie beeinflusst, kann sie gezielt schützen und in Topform halten.

Deine Haut in Schichten

Die Haut ist das größte Organ deines Körpers. Sie schützt dich vor der Außenwelt, reguliert die Temperatur und spielt eine wichtige Rolle bei Flüssigkeitshaushalt und Immunabwehr. Wer den Aufbau der Haut kennt, kann sie besser pflegen – für mehr Klettertage und weniger vermeidbare Verletzungen.

Hauptschichten

  • Epidermis (Oberhaut): Erste Verteidigungslinie mit fünf Unterschichten; Barriere gegen Reibung, Chalk, Bakterien und Feuchtigkeitsverlust. Die meisten kletterbedingten Verletzungen (Risse, Abschürfungen, Hornhaut) entstehen hier.
  • Dermis (Lederhaut): Enthält Blutgefäße, Schweißdrüsen, Nervenenden und Kollagen. Verletzungen (z. B. tiefer Flapper) heilen deutlich langsamer; Infektionsrisiko steigt.
  • Hypodermis (Unterhaut): Vorwiegend Fett- und Bindegewebe; polstert und speichert Energie. Meist nur bei starken Traumata betroffen.

Unterschichten der Epidermis

  • Stratum corneum: Schutzschicht aus abgestorbenen, verhornten Zellen; hier entstehen die meisten Abnutzungen, Flapper und Hornhaut.
  • Stratum lucidum: Transparente Zusatzschutzschicht an Fingerspitzen und Handflächen.
  • Stratum granulosum: Zellen beginnen zu sterben und sich abzuflachen.
  • Stratum spinosum: Aktive Zellen für strukturelle Stabilität.
  • Stratum basale: Ort der Zellteilung und Regeneration.

Hauttypen

Nicht jede Haut reagiert gleich. Genetik, Hydration, Klima und Ernährung beeinflussen, wie sie auf Klettern reagiert. Wer seinen Hauttyp kennt, wählt Chalk, Pflege und Regeneration passgenau.

Trockene Haut

  • Typisch: Schuppig, rissig; neigt zu Spalten, v. a. bei Kälte und zu viel Chalk.
  • Braucht: Regelmäßige Pflege mit KletterRetter Handcreme, weniger Feilen, Pausen bei tiefen Rissen.
  • Vermeiden: Zu viel Chalk, aggressive Seifen.

Fettige Haut / schwitzige Hände

  • Typisch: Rutschig beim Aufwärmen oder bei Nervosität; Chalk hält kurz.
  • Braucht: Liquid Chalk oder Cream Chalk, atmungsaktives Tape, leichte tägliche Pflege.
  • Vermeiden: Zu viel Creme direkt vor dem Klettern.

Normale / ausgeglichene Haut

  • Typisch: Robust, reißt selten, schwitzt nicht übermäßig.
  • Braucht: Pflege mit KletterRetter Handcreme und Skin File, gelegentliche Ruhetage.
  • Vermeiden: Nachlässigkeit – auch kleine Verletzungen versorgen.

Harte Haut / starke Hornhautbildung

  • Typisch: Baut schnell dicke Hornhaut auf; anfällig für Flapper und Kantenrisse.
  • Braucht: Regelmäßiges Feilen, proaktives Tapen, Balsam zur Regeneration.
  • Vermeiden: Zu dicke Hornhaut; rechtzeitig glätten und lose Haut entfernen.

Hornhaut

Regelmäßiges Klettern führt zu Hornhaut – verdickter Haut an Fingerspitzen, Handflächen, Knöcheln (und Zehen). Sie schützt, kann aber zum Problem werden:

  • Zu dünn: Schmerzempfindlich, höheres Flapper-Risiko.
  • Zu dick: Höhere Gefahr von Rissen und Abreißen.
  • Ungleichmäßig: Hotspots bleiben an Griffen hängen und reißen.

Ziel: Feste, glatte Hornhaut, die Belastung aushält, ohne abzureißen.

Belastung der Haut

Griffarten, Felsarten und Kletterstile wirken unterschiedlich auf die Haut. Kompression, Scherung, Reibung, Druck und Hitze können Schäden verursachen.

Griffart Belastung Typische Folgen
Crimps Druck und Scherung Risse an Fingerspitzen, Hornhaut an Kanten
Sloper & Pinches Reibung Oberflächenabnutzung, dünne Haut, Abschürfungen
Pockets Druck Tiefe Risse, Verletzungen von Nägeln und Nagelbetten
Jugs Reibung und Scherung Hornhaut, Blasen, Flapper an Handflächen und Fingern
Hangboards Hitze und Scherung Oberflächenabnutzung, dünne Haut

Umweltfaktoren

  • Kälte: Brüchige Haut, mehr Risse.
  • Hitze & Schweiß: Weichere Haut, mehr Reibungsverletzungen.
  • Indoor: Glattere Griffe, oft repetitive Reibung.
  • Outdoor: Rauere Griffe, größere Variation.

Feuchtigkeit & Hydration

  • Zu trocken: Haut wird brüchig und rissanfällig.
  • Zu feucht: Haut weicht auf, mehr Reibung, höheres Flapper-Risiko.

Gute Hautpflege heißt, Feuchtigkeit und Textur über Zeit zu managen – nicht nur Schäden zu reparieren. Gesunde Kletterhaut ist robust, flexibel und gut konditioniert – nicht trocken, weich oder übermäßig hart.

Die Rolle der Regeneration

Haut wird nicht beim Klettern stärker, sondern in der Erholung – wie Muskeln. Nach intensiven Sessions brauchen Stratum corneum und obere Epidermisschichten 48–72 Stunden zur Regeneration. Ohne Pausen droht Skin Fatigue: Chalk hält schlechter, Risse entstehen leichter, die Hände fühlen sich nie „bereit“ an.

Was du tun kannst

  • Regeneration mit einer passenden Pflegeroutine unterstützen
  • Reibungsschäden durch richtigen Einsatz von Tape und Chalk reduzieren
  • Tägliche Pflege mit Cremes, Skin Files und Nagelpflege
  • Durchblutung mit Akupressur-Ringen und Hand-Tools fördern
  • Ausreichend Wasser trinken